Rassekatzen vom Züchter - ja oder nein?
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Der Begriff "Züchter" stößt bei vielen Leuten auf Ablehnung, da außerhalb dieser Szene fast immer nur Negatives zu hören ist. Züchter sind angeblich alle Tierquäler, die Tiere werden in Käfigen gehalten und vermehrt wie die Karnickel, die Tiere sind durch Überzüchtung krank und verhaltensgestört usw. So und noch schlimmer lauten die Worte von sogenannten Tierfreunden, die der Meinung sind, nur Tiere aus dem Tierheim sind das einzig Wahre und wer ein Tier vom Züchter kauft, der will damit nur angeben. Leider wird diese vorurteilige Meinung meistens von solchen "Tierfreunden" auch vehement verteidigt, ohne daß sie auch nur einmal eine Cattery besucht, oder mit einem Züchter gesprochen haben.

Es gibt tatsächlich solche Fälle, in denen Tiere lediglich aus Profitgier und zum eigenen Vergnügen vollkommen wahl- und planlos vermehrt werden. Solche Menschen sind keine Züchter, sondern herz- und gewissenlose Vermehrer, die nur den "schnellen Euro" nebenbei machen wollen, ohne an das Wohl der Tiere zu denken. Das sind jedoch zum Glück die Ausnahmen, wobei natürlich jeder einzelne dieser Vermehrer einer zuviel ist.

Ein "Züchter" jedoch ist ein Tierliebhaber, der eine Leidenschaft für eine ganz bestimmte Rasse entwickelt hat und diese bei sich zu Hause mit viel Liebe und Fürsorge und aus Freude an den Tieren (nicht am Geld!) sowie auch zur Erhaltung der Rasse züchtet.

Es ist auch schlicht und einfach falsch zu glauben, Züchter würden mit der Katzenzucht das große Geld machen. Das Gegenteil ist nämlich der Fall: Katzenzucht ist ein Hobby und Hobbys kosten Geld, anstatt dieses einzubringen. Der Preis für ein Liebhabertier beträgt zwischen 650 und 850 Euro. Sind alle Kätzchen verkauft und gut untergebracht, so sind im Endeffekt gerade eben so die Kosten gedeckt, die für den Wurf und die Aufzucht der Kitten entstanden sind. Meistens ist sogar noch ein Verlust zu verzeichnen.

Der Züchter hat zunächst die hohen Kosten für typvolle und gesunde Zuchtkatzen sowie evtl. einen Deckkater zu tragen, die nicht selten 1000,- Euro pro Tier betragen. Selbst wenn kein eigener Deckkater vorhanden ist, so betragen die Kosten für eine Deckung außerhalb der eigenen vier Wände ebenfalls mehrere Hundert Euro. Weiter muß der Züchter das gesamte Haus und ggf. auch den Garten oder den Balkon "katzengerecht" gestalten (und Katzenmöbel und -zubehör sind teuer!), er muß auch über entsprechendes "Equipment" verfügen, wie z. B. Hausapotheke, Utensilien für die Aufzucht, Spielzeug, Fachliteratur usw. Ebenfalls entstehen Unkosten für Tierarztbesuche, nicht nur zwecks regelmäßiger Impfung und Entwurmung der Zuchttiere und Kitten, sondern auch im Krankheitsfall, oder wenn eine Kastration notwendig ist.

Sehr hohe Kosten verursacht auch die Fütterung sowohl der erwachsenen Katzen als auch der Babys. Hochwertiges Futter und -zusätze sind teuer und müssen bei mehreren Katzen im Haus gleich kiloweise gekauft werden. Allein das Futter kostet den Züchter nicht selten mehrere Hundert Euro im Monat.

Es kommt vor, daß Kitten von Hand aufgezogen werden müssen, was nicht nur Geld, Zeit und Nerven, sondern auch mehrere Wochen Betreuung rund um die Uhr bedeutet (man bedenke: in den ersten zwei Wochen müssen die Babys alle 2 bis 3 Stunden gefüttert werden!). Hierfür geht nicht selten ein Jahresurlaub drauf,

Weitere Kostenfaktoren sind Vereinsbeiträge, Stammbaumerstellung für die Jungtiere und evtl. Seminare zur Weiterbildung o. ä. Es müssen Ausstellungen (u. U. sogar im Ausland) besucht werden, die möglicherweise ebenfalls mit mehreren Hundert Euro zu Buche schlagen.

Ein seriöser Hobbyzüchter jedoch scheut keine Kosten und Mühen, um letztendlich gesunde, typvolle und charakterstarke Tiere an den Liebhaber abgeben zu können und für jeden Hobbyzüchter stehen das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Tiere an allererster Stelle!

Prahlt ein "Züchter" also damit, was für eine wunderbare zusätzliche Geldquelle die Katzenzucht doch ist, so kann dort etwas nicht stimmen und man sollte tunlichst Abstand halten!

Es gibt auch Züchter, die verkaufen ihre Tiere zu regelrechten Dumpingpreisen. Wenn man so etwas hört, sollten schon die Alarmglocken läuten, denn oft werden die Tiere dort unter unmenschlichen Bedingungen (z. B. in totaler Isolation) gehalten, die tierärztliche Versorgung stimmt nicht, oder die Babys werden viel zu früh abgegeben, damit sie nicht unnötige zusätzliche Kosten verursachen. Oft kommen sie schon mit 8 oder 9 Wochen in das neue Zuhause, was ihrer Entwicklung sehr schadet.

Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Züchtern, die keinem Verein angehören. Die Vereine dienen nicht nur der Registrierung der Kitten und zur Erstellung der Stammbäume, sondern auch zur Kontrolle. Es gibt bestimmte Vorschriften, die dem Schutz und der Gesundheit der Tiere dienen, z. B. daß eine Katze nicht mehr als 3 Würfe in 2 Jahren haben darf. Ein "Züchter", der keinem Verein angehört, hat also vermutlich entweder gegen diese Vorschriften verstoßen und ist vom Verein ausgeschlossen worden, oder er handelt ganz bewußt unvorschriftsmäßig, oder hat dies in der Zukunft vor. Ansonsten bräuchte er sich einer Kontrolle ja schließlich nicht zu entziehen. Ein Züchter, der ständig Babys "zur Verfügung" hat, kann nicht seriös sein, es sei denn, er hat wer weiß wie viele Zuchtkatzen, die quasi wie am Fließband werfen, was jedoch selten der Fall ist. Viele von diesen "Züchtern" schieben auch die Tiere, die zur Zucht nicht mehr geeignet sind und kastriert werden müssen, schnellstens ab, damit sie keine zusätzlichen Mäuler zu stopfen haben.

Bei einem seriösen Hobbyzüchter leben meist eine oder mehrere Zuchtkatzen, oft ein eigener Deckkater sowie Kastraten, manchmal auch noch Hunde oder andere Tiere. Ein Hobbyzüchter behält oft auch all die Katzen, die aus der Zucht genommen und kastriert worden sind, ein "Vermehrer" verkauft solche "unprofitablen" Tiere. Viele Züchter sind auch zusätzlich noch aktiv im Tierschutz tätig.

Manch einer ist "seiner" Rasse regelrecht verfallen und sein ganzes Leben ist auf die Zucht und somit die Erhaltung dieser Rasse ausgerichtet. Die meisten Züchter haben sich vor Beginn ihrer Zucht mit dieser einen bestimmten Rasse eine lange Zeit, möglicherweise sogar über Jahre hinweg, beschäftigt.

Ein seriöser Züchter hat ein Zuchtziel und ein dementsprechendes Zuchtprogramm. Er ist kundig in den Gebieten der Genetik, Anatomie, Verhalten, Krankheiten usw. Des weiteren ist er grundsätzlich einem Zuchtverband oder -verein angeschlossen, bei dem sein Zwinger registriert ist und von dem sämtliche Würfe erfaßt und Stammbäume ausgestellt werden und an dessen Vorschriften er sich hält.

Ein Züchter wird vor dem Verkauf eines Katzenbabys immer auf einem persönlichen Besuch des Interessenten bei ihm zu Hause mit einem beratenden Gespräch bestehen, denn er will ganz genau wissen, ob ein Käufer für seinen vierbeinigen Nachwuchs in Frage kommt.

Ein Züchter verkauft seine Katzenbabys auch grundsätzlich nur mit Kaufvertrag, der neben den Rechten und Pflichten des Käufers und des Züchters u. a. auch eine Schutzklausel enthält, die dem Züchter ein sog. "Vorkaufsrecht" einräumt.

Die Kitten werden vor Abgabe an den Käufer grundsätzlich mehrfach entwurmt sowie geimpft, d. h. sie haben mindestens die Grundimmunisierung gegen Katzenseuche und -schnupfen sowie evtl. auch gegen Leukose und Tollwut. Neben dem Stammbaum erhält der Käufer bei "Einzug" des neuen Bewohners ebenfalls dessen Impfpaß, der diese Impfungen nachweist, und ggf. ein tierärztliches Gesundheitszeugnis.

Fast alle Züchter bringen ihre Kitten persönlich in ihr neues Zuhause, um im "Notfall" das Katzenkind gleich wieder mitnehmen zu können. Des weiteren wird er nach Abgabe eines Babys sogenannte "Kontrollbesuche" machen, um die Entwicklung des Kätzchens zu verfolgen und sich zu vergewissern, daß es ihm in seinem neuen Heim auch gutgeht.

Jeder Züchter steht Interessenten und Käufern jederzeit und gerne beratend zur Seite und pflegt auch nach der Abgabe eines Kätzchens den Kontakt zu den neuen Besitzern.

Wer also einen vertrauensvollen seriösen Hobbyzüchter gefunden hat, von dem er sich gut beraten und betreut fühlt, braucht niemals ein schlechtes Gewissen zu haben, von ihm ein Katzenkind zu kaufen, denn er weiß, daß es aus liebevoller Aufzucht und besten Händen kommt. Und wer all die o. g. Kriterien bedenkt, der wird auch Verständnis und Einsicht für die hohen Preise zeigen, die letztendlich nur berechtigt sind. Schließlich möchte man ein gesundes und charakterfestes Tier einer ganz bestimmten Rasse und aus besten Händen und das sollte einem das Geld wert sein.

Trotzdem sollte man vor der Anschaffung eines Tieres - ganz gleich, ob Katze, Hund oder Maus - und dem Besuch eines Züchters erst einmal gründlich in sich hineinhorchen und an folgendes denken: Wenn es einem nicht wichtig ist, welcher Rasse ein Tier angehört, wie es aussieht und wo es herkommt, und wenn man nicht so viel Geld für ein Tier ausgeben kann oder möchte, sollte der erste Gang grundsätzlich ins Tierheim führen! Denn dort sitzen in der ganzen Welt hundertausende heimatloser Tiere, die manchmal jahrelang sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten und deren kleine Herzen nach und nach vor Kummer zerbrechen. In vielen Ländern haben die Tiere eine "Gnadenfrist" von nur wenigen Tagen, bevor sie getötet werden. Daran sollte man immer zuerst denken, bevor man sich eindgültig entscheidet.

Ist die Entscheidung letztlich doch zugunsten einer Rassekatze vom Züchter ausgefallen, sollte man sich bei der Suche viel Zeit nehmen und erst dann den Kaufvertrag unterschreiben, wenn man sich der Katze selbst und auch der Kompetenz des Züchters ganz sicher ist. In den meisten Fällen sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, ob es sich um einen "guten" oder "schlechten" Züchter handelt. Die Entscheidung für das richtige Tier jedoch trifft ganz allein das Herz...