Seltene Rassen:

American Curl

von Raymonde Harland und Roswitha Ritter

erschienen in "katzen extra"3/05

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Foto: American Curl blue-silver-classic-tabby

Diese amerikanische Katzenrasse mit den ungewöhnlichen Kräuselohren ist in Deutschland noch wenig bekannt. Dabei ist sie nicht nur züchterisch interessant, sondern auch eine liebenswerte, pflegeleichte Familienkatze.

Geschichte

Als im Oktober 1983 die ersten American Curl auf einer Katzenausstellung in Palm Springs gezeigt wurden, erregte diese neue Ohrform einiges Aufsehen bei Besuchern und Ausstellern. Ausgestellt wurden „Shulamith“, „Princess Leah“ und „Master Luke“, die ersten drei Ergebnisse eines kleinen Zuchtprogramms an dessen Anfang „Shulamith“ stand. Diese halblanghaarige schwarze Katze mit gold-farbenen Augen war 1981 von der Familie Ruga in Lakewood Kalifornien aufgenommen worden, obwohl sie nie Haustiere haben wollten. Shulamith muss bereits als kleines Fellbündel einen großen Charme gehabt haben, ein Charakterzug, den sie an alle ihre Nachkommen vererbt hat, wie die eigenwillig geformten Ohren. Es konnten übrigens, trotz angestrengter Suche, keine weiteren Curls in Lakewood gefunden werden.

Den ersten Wurf bekam „Shulamith“ von einem unbekannten Kater, den sie sich selber in der Nachbarschaft gesucht hatte. Zwei der vier Kitten hatten ebenfalls gebogene Ohren, ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen erhielt den Namen „Mercedes“ und wurde kurze Zeit danach von einer Katzenzüchterin bei ihrer neuen Familie entdeckt. Diese Züchterin erhielt aus dem ersten Wurf von „Mercedes“ ein Pärchen. Inzuchtverpaarungen führten zum Auftreten weiterer Merkmalsträger. Schnell wurde klar, dass Inzucht nicht notwendig war, denn auch die Verpaarungen mit Hauskatzen und American Schorthair, brachten Nachkommen mit gebogenen Ohren. Ungefähr zur gleichen Zeit, als aus diesen Zuchtversuchen die halblanghaarige black-spotted „Princess Leah“ und der Kater „Master Luke“ hervorgingen, erschien in der örtlichen Presse ein Artikel über die Scottish Fold. Er gab den Anstoß eine „echte amerikanische Rasse“ zu etablieren. Züchter von Scottish Fold halfen bei der Erstellung eines Zuchtprogramms und eines provisorischen Standards. Inzwischen ist die American Curl in fast allen Zuchtverbänden anerkannt.

Genetik

Die Genetik dieser besonderen Ohrform wurde bisher noch nicht bis in alle Einzelheiten untersucht. Da aber die Verpaarung von American Curl mit anderen Rassen, ebenfalls Kräuselohren hervorbringt, ist der Erbgang vorläufig als autosomal dominant eingestuft worden. 1985 wurde von R. Robinson die Bezeichnung für das Gen, als Cu festgelegt. Katzen mit normalen Ohren haben die genetische Ausstattung cu/cu, American Curl können reinerbig Cu/Cu sein, oder mischerbig Cu/cu. Die mischerbigen Katzen haben oft einen nicht so starken Biegungsgrad der Ohren, wie die reinerbigen. Dies deutet daraufhin, dass auch Modifikatoren an der Ohrkräuselung beteiligt sind. Bisher konnten keine weiteren Deformationen gefunden werden, die von diesem Gen verursacht werden. Deshalb ist die American Curl eine robuste Katze, ohne rassetypische Gesundheitsprobleme.

Es werden auch heute noch Hauskatzen, American Shorthair und ähnliche Rassen eingekreuzt, um den Genpool zu erweitern. „Shulamit“ war halblanghaarig, aber auch die kurzhaarige Variante dieser Rasse ist gleichberechtigt anerkannt.

Aussehen

Die American Curl ist mittelgroß mit einem langen eleganten Körper in guter Proportion. Sie soll einer Hauskatze gleichen, also weder zu untersetzt, noch zu zierlich sein. Es kann bis zu drei Jahren dauern, bis eine Curl ausgewachsen ist.

Der Kopf weist eine leichte Keilform auf und sollte etwas länger, als breit sein. Die Nase ist gerade, das Kinn kräftig. Die Augen sollen rund bis wallnussförmig sein (hier gehen die Standards der verschiedenen Zuchtverbände etwas auseinander). Eine bestimmte Augenfarbe ist nicht vorgeschrieben.

Das hervorstechendste Merkmal einer Curl sind natürlich die Ohren. Sie fühlen sich weniger geschmeidig an, als bei anderen Katzen. Sie dürfen nie verbogen werden, dies bereitet dem Tier Schmerzen. Die Ohren stehen weit auseinander und sind an der Basis breit. Sie stehen aufrecht am Rand des Kopfes, die Ohrenspitzen sind wellenförmig nach hinten gebogen und zeigen mit der abgeflachten Spitze zur Mitte des Schädeldaches hin. Es gibt drei Krümmungsgrade der Ohren. Sie sind wichtig zur Bestimmung der Qualität der Katze (Liebhabertier, Zucht-/Showtier) 

1. Grad: Liebhabertier, 2. und 3. Grad: Zucht- bzw. Showtier. Der 3. Grad ist der höchstgeschätzte, hier wird in einer eleganten Kurve ein Halbmond beschrieben (Karen O'Brien, 1995). Die Ohren müssen an den Innenseiten immer behaart sein. Diese Haare kräuseln sich nach außen, betonen und umrahmen die besondere Ohrform. Kleine Pinsel auf den Ohren sind leider nicht oft vorhanden, aber in einigen Standards erwünscht.

Die Babys werden zunächst mit geraden Ohren geboren. Diese rollen sich 2 - 10 Tage nach der Geburt zunächst eng ein, um sich in den folgenden vier Monaten wieder zu entspannen und die für erwachsene Tiere typische Ohrform anzunehmen. Die Ohren benötigen keine besondere Pflege.

Das Fell der American Curl ist ebenfalls etwas Besonderes, denn es weist kaum Unterwolle auf. Es ist seidenweich, glänzend und liegt eng an. Am Körper ist es auch bei der Halblangvariante relativ kurz, es soll keine Halskrause haben. Die American Curl kann in allen denkbaren Zeichnungen, Farben und Farbkombinationen gezüchtet werden. Diese Farbvielfalt ist natürlich für die Zucht besonders reizvoll, außerdem können sich die Züchter so voll darauf konzentrieren einen guten Typ zu erreichen.

Durch das Fehlen der Unterwolle ist eine Curl sehr pflegeleicht, auch die halblanghaarigen filzen nur sehr selten.. Einmal wöchentlich bürsten oder kämmen reicht aus.

Charakter

Das Wesen der American Curl ist durch und durch bezaubernd, denn sie ist ein wahrer Kobold. Sie besticht durch hohe Intelligenz, die man ihr buchstäblich ansehen kann. Zudem ist sie nicht nur sehr gelehrig, sondern auch unwahrscheinlich lebhaft, stets freundlich und immer zu einem Späßchen bereit. Wer eine „Curly“ kennen lernt, verliebt sich sofort in diese natürliche Katzenrasse mit dem unwiderstehlichen Charme.

Die American Curl versteht sich gut mit anderen Katzenrassen, aber auch Hunden und sie sind sogar für Familien mit lebhaften Kleinkindern geeignet, denn sie lassen sich kaum jemals aus der Fassung bringen. In einem sehr ruhigen Haushalt langweilt sie sich schnell, ohne unleidlich zu werden. Man sollte seiner Curl also oft etwas Interessantes bieten, z.B. ein neues Spiel, oder die Gelegenheit dem Menschen im Haushalt zu „helfen“.

Da sie stundenweise sehr lebhaft sind, brauchen Curls ausreichend Kletter- und Spielmöglichkeiten im Haus. Über einen geschützten Garten oder Balkon freut sich die Rasse besonders.

Auch eine Curl kann „Miau“ sagen – aber nur, wenn es nicht mehr anders möglich ist, sich verständlich zu machen. Sie ist alles andere als geschwätzig und auch sonst kann sie sich gut zurückhalten, nie wird sie sich jemand aufdrängen. Meist schließt sie sich einem Menschen im Haushalt besonders an, ohne die anderen zu vernachlässigen. Auf dem Schoß von „ihrem“ Menschen gestreichelt zu werden, ist für eine American Curl das Paradies.

Zucht:

Bisher wird die American Curl in Europa nur von sehr wenigen Züchtern, meist als Zweitrasse gezüchtet. Aber auch in Amerika ist sie eine Rasse für Kenner, die noch nicht weit verbreitet ist.

Sie ist unkompliziert in Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht der meist größeren Würfe. Die Jungtiere sind früh in der Entwicklung, dem Menschen sofort zugetan und gelehrig. Die meisten „Curly“ werden im Alter von 4 Monaten abgegeben, da erst dann der Krümmungsgrad der Ohren sich nicht mehr verändert.

Es ist dieser robusten, unkomplizierten und zauberhaften Rasse zu wünschen, dass sie bald bekannter bei Züchtern und Liebhabern wird.

American Curl im Internet: http://www.americancurl.de

Standard CFA

Körper:

Mittlere Größe, mittelschwerer Knochenbau. Mäßig entwickelte Muskulatur. Körper eineinhalbmal so lang wie hoch.

Kopf:

Mittlere Größe. Keilförmig mit anmutigen Konturen. Schnauze weder flach noch kantig.

Ohren:

Groß, nach hinten gebogen am Ansatz breit und an der Spitze abgerundet

Augen:

Mäßig groß, rund, alle Farben erlaubt

Nase:

Gerade, Bereich zwischen Augen und Schädel leicht vorspringend

Kinn:

Kräftig

Beine:

Weder schwer noch fein, gerade Pfoten, mittelgroß und rund

Schwanz:

Am Ansatze breit, spitz zulaufend und in Proportion zum Körper. Das Schwanzhaar ist dicht und buschig

Fell:

Seidig, minimal entwickelte Unterwolle, halblang und anliegend oder kurz und flach anliegend. Alle Farben sind erlaubt